Warm Sands 4.5 (ger. Vers.)
#10 of A Kingdom of Sand and Water
Nachdem sie erneut von Nubia gerettet wurden, stellen Bakari und Kheru fest, dass sie mehr weiß, als sie zugibt. Das Trio kehrt in Kherus Zimmer zurück und die Karten werden auf den Tisch gelegt...
Falls dies die erste Geschichte dieser Serie ist, den Du findest - die anderen Teile sind NSFW. Dieser hier wird ausnahmsweise SFW sein, da ein wenig Lore nötig war.
Nach drei Jahren Krieg wird der Drachenprinz Kheru in das Königreich der Fenneks geschickt, um über ihre Unabhängigkeit zu verhandeln. Gleich am ersten Abend wird er von deren Prinzen, Bakari, angegriffen. Noch im der selben Nacht entschuldigt sich Bakari, und bald kommen sich die beiden Prinzen näher. Zufällig belauschen sie ein Treffen zwischen Bakaris Bruder Ruhak und dem Berater des Pharaos, Amris. Die beiden scheinen sich gegen den Pharao zu verschwören, und als Bakari seinen Bruder zur Rede stellt, sagt er ihnen, dass sie ihn in einer versteckten Taverne in der Nähe des Nils treffen sollen.
Die Taverne erweist sich als Falle, und Kheru wird bei dem Überfall schwer verwundet. Durch den Einsatz mächtiger Magie gelingt es Bakari, seine Wunden so weit zu heilen, dass er am Leben bleibt, und seine Schwester Nubia rettet die beiden. In derselben Nacht träumt Bakari vom Gott der Magie Heka, der ihm befiehlt, nach einem Amulett zu suchen, das irgendwo unter dem Palast versteckt ist. Sie beschließen, nachzuforschen, und finden einen Tempel des Heka versteckt unter dem Thronsaal. Dort entdecken sie ein Stück eines silbernen Amuletts. Doch bevor sie gehen können, erscheint Ruhak und verlangt das Amulettstück von ihnen. Gerade noch rechtzeitig werden sie von Nubia gerettet, die die Situation entschärft und sie zurück in den Palast bringt...
Bakari wickelte das Tuch enger um seine Hüfte und gesellte sich zu ihnen. Er ließ sich neben Kheru auf eine der Reisigmatten nieder. Seine Schwester saß ihnen im Schneidersitz gegenüber, eine Hand an das Kinn gelegt. "Ruhak also auch?" Fragte sie. Der Drache nickte. Mit einem seufzen lehnte sie sich zurück. "Wir wussten davon, dass Amris etwas plant, und das Vater seinen Plänen im Weg stehen würde. Aber ich hatte nicht gedacht das mein Bruder am Verrat beteiligt sei."
Bakari rieb sich den Kopf mit einem kleineren Tuch trocken und schüttelte sich. Wassertropfen spritzten an Kherus Backe. "Was genau geht hier vor, Schwester? Wer sind „wir"?" Für einen Moment schien Nubia an ihm vorbei zu blicken, so als ob sie überlegen würde wie viel sie erzählen dürfe. "Unsere Geschichte reicht weit zurück," begann sie schließlich. "Als die ersten Sterblichen auf der Welt liefen und die Götter noch unter uns weilten, existierte ein ständiger Kampf zwischen dem Licht und der Finsternis. Ein Wesen, so gewaltig das sein Leib den ganzen Himmel bedeckte, kämpfte einen endlosen Kampf gegen die Götter. Dies war die Schlange Apophis, der das Leben zuwider war und deren einziges Ziel es ist, die Sonne zu verschlingen."
Bakari legte den Kopf schief. "Ich kenne die Legenden Schwester, aber was hat das mit all dem zu tun?" Nubia hob die Pfote. "Diese Geschichten mögen vielleicht nur solche sein, doch im Kern sind sie war. So wie es die Götter gibt gibt es auch Apophis. Doch selbst sie vermochten es nicht, der Schlange Einhalt zu gebieten. Also schenkten sie den sterblichen Fähigkeiten, mit denen sie es vermochten an ihrer Seite zu kämpfen. Die Priester, unter der Obhut von Heka, erlangten ein Verständnis des Ma'at, des Aufbaus des Universums wie niemand sonst. Den Ahati, den Kriegern, verlieh Sekhmet ihre Stärke. Und Bastet, ihre Schwester, gab uns die Kraft unsere Familie und unsere Heimat zu schützen. Doch auch Aphophis schuf eine sterbliche Armee, die für ihn kämpfen sollte." Kherus Mine verhärtete sich. "Die Drachen." "Ja," gab Nubia zur Antwort. "Doch nachdem die Schlange bezwungen worden war erbaute Ra ein Schiff, um damit die Sonne über den Horizont zu tragen. Jeden Tag wacht er von dort, und jeden Tag ist er bereit erneut zu kämpfen. Er konnte das Erbe der Drachen nicht auslöschen, doch schenkte ihnen die Möglichkeit, frei zu wählen."
"Woher weißt du das alles?" Fragte Bakari mit wedelndem Schwanz. Nubia richtete sich sitzend auf. Eine Tiefe, die zuvor verborgen war, trat in ihre Haltung. "Ich weiß es, da ich eine Tochter der Bastet bin. Ich wurde erwählt, diese Familie und unser Volk mit meinem Leben zu schützen. In der Königsstadt gibt es ungefähr ein Dutzend von uns. Wir hatten Amris schon lange im Verdacht, doch dass auch Ruhak beteiligt ist wussten wir nicht." Sie wandte sich Kheru zu. "Ihr tragt das Amulett bei euch, oder? Könnte ich es sehen?"
Nach kurzem Zögern überreichte der Drachenprinz ihr das halbe Medaillon. Sie drehte es ihn ihrer Pfote und betrachtete es von allen Seiten. "Also ist es wahr. Heka versteckte einen Teil des Auges in seinem Tempel." Ihr Bruder legte den Kopf schief. "Auge? Ruhak nannte es ebenfalls so, aber was soll das bedeuten?" Nubia reichte das silberne Metall zurück zu Kheru. "Vor langer Zeit gab es einen Streit zwischen den Nachkommen des Ra. Osiris war der Ansicht, man solle den Drachen die Möglichkeit lassen, ihren Weg zu wählen, sein Bruder Set war der Ansicht man solle sie vernichten, um zu verhindern dass sie erneut unter Apophis kämpfen. Im Streit schlug Set Osiris ein Auge aus und dieses Medallion ist ein Teil ebendieses Auges." Ehrfürchtig blickte Bakari auf das Amulett, das in Kherus Krallen lag. "Das Auge eines Gottes," flüsterte er, als er andächtig mit einem Finger darüber strich.
Schließlich wandte er sich wieder Nubia zu. "Vater muss davon erfahren." Seine Schwester nickte. "Bis jetzt vermochte ich es nicht. Was hätte ich ohne Beweis sagen können? Das sein eigener Sohn gegen ihn konspiriert und das das Herz seines engsten Vertrauten, den er seit Kindesbeinen an kennt, von Dunkelheit umhüllt ist?" Bakari rückte näher an sie heran. "Aber jetzt haben wir das Amulett, zudem das Wort von Kheru und von mir. Vater wird uns anhören." Ein wenig zuversichtlicher blickte Nubia von einem Prinzen zum anderen. "Vielleicht. Lasst es uns versuchen."
Die Sonne war bereits am aufgehen, als die drei die Gänge zum Thronsaal hinab liefen. Der alte Fuchs war gerade im Begriff, die schweren Holztüren festzustellen, als sie ihn erreichten. Als er ihre besorgten Minen sah, verschwand sein lächeln. "Meine Kinder, Prinz Kheru. Ist etwas vorgefallen?" Nubia berührte seine Schulter mit ihrer Pfote, als sie an ihm vorbei lief. "Wir müssen reden Vater, es ist wichtig." Mit einem Stirnrunzeln folgte der Pharao. Die Prinzessin blickte sich um um sicherzugehen, dass außer ihnen niemand sonst im Thronsaal war. Dann drehte sie sich zu ihrem Vater. "Es geht um Ruhak. Er versucht mit allen Mitteln, die Allianz mit den Drachen zu verhindern. Nicht einmal vor einem Anschlag auf Prinz Kheru schreckte er zurück." Der Pharao verschränkte die Arme. "Warum sollte er das tun." "Es ist wahr," übernahm Bakari. "Gestern Nacht fanden wir einen Eingang zu Hekas Tempel, hier im Thronsaal. Das Auge des Osiris war dort versteckt worden. Ruhak folgte uns. Er wollte es zerstören. Mehr noch, es scheint als sei Amris ebenfalls in die Sache verwickelt." Der König ließ die Arme sinken. Er blickte zwischen den dreien hin und her, dann rief er nach einem Diener. "Hole Amris, und meinen Sohn. Ich möchte hören was sie zu sagen haben."
Sobald der Diener den Raum verlassen hatte, sprach der Pharao leiser weiter. "Sprecht ihr die Wahrheit? Nicht nur mein Sohn, auch mein Freund." Er erlaubte sich einmal, tief durchzuatmen, dann richtete er sich wieder auf. Das klopfen des Stockes kündigte die Ankunft der beiden Angeklagten an.
"Man hat mir erzählt ihr seit mit unserer Allianz nicht einverstanden," stellte der Pharao seinen Sohn mit strenger Stimme zur Rede. "Das ihr einen Mord an Prinz Kheru versucht hättet." Trotzig streckte Ruhak das Kinn nach vorne. "Diese Apepskinder¹ sind eine Gefahr für uns! Ich hatte versucht euch zu warnen Vater, doch ihr wolltet nicht hören. Ihr bringt das Königreich in Gefahr."
"Ich schütze unser Volk!" Die Stimme des Pharaos hallte von der kristallbesetzten Decke wieder. "Haben wir nicht darüber zu genüge gesprochen? Ich habe deine Bedenken doch erhört und in meine Entscheidung mit eingebunden, oder etwa nicht. War es nicht so das du sagtest, du hättest eingesehen das meine Entscheidung die Richtige ist? War alles davon gelogen?" "Doch es hat nichts an eurer Entscheidung geändert!" Schrie Ruhak zurück. Amris legte ihm die Pfote auf die Schulter. "Es tut mir leid, Athothes. Ich fürchte euer Sohn hat Recht. Die Drachen sind eine Gefahr. Sie müssen vernichtet werden." Die Fassade der königlichen Distanz bröckelte. "In einem sinnlosen Krieg, den keine Seite gewinnen kann? Hat die Magie, die ihr so lange studiert habt euren Verstand geraubt, Freund?" Der Pharao ließ die Ohren hängen. "Was war euer Plan. Ihr wusstet, ich würde den Thron nicht ohne weiteres abtreten. Selbst wenn, Bakari wäre als erstgeborener mein Nachfolger geworden. Hattet ihr vor uns beide zu töten?" "Mein Bruder ist nicht besser als unsere Feinde. Er fickt diesen Drachen, wusstest du das? Wenn unsere Städte brennen, wird er ihm zu Füßen liegen!"
Die Mine des Pharaos glich einer Maske. "Ja, ich weiß von Bakari und Kheru. Sie haben meinen Segen." Mit einem wütenden Knurren warf sich Ruhak nach vorne und zog sein Schwert. Schnell wie ein Windstoß trat der König beiseite und packte den Schwertarm. Mit einem Aufschrei ließ Ruhak seine Klinge fallen, als er ihm den Arm verdrehte. Die Stimme des Königs zitterte. "Ruhak, Sohn des Atothes. Von heute an bist du verbannt vom Land der Füchse. Geh nun, und betrete diesen Palast nie wieder." Sein Blick richtete sich auf. "Das gilt auch für euch, Amris." Ruhak stolperte rückwärts als er ihn losließ. "Das könnt ihr nicht machen!" Brüllte er. "Ich kann und ich werde." Gab der König zur Antwort. "Nun geht, bevor ich euch nach draußen eskortieren lassen muss."
Amris verbeugte sich. "Es tut mir leid das es so enden musste, mein Freund." Er wandte sich dem verstoßenen Prinzen zu und nickte. "Gehen wir. Unsere Zeit wird kommen." Mit diesen Worten wandte er sich ab und verließ den Saal. Der Pharao sackte in sich zusammen. Nubia legte ihm die Pfote auf den Rücken. "Vater, es tut mir leid." Der König lächelte grimmig. "So viele Mitleidsbekundungen in so kurzer Zeit. Bitte, geht. Ich möchte alleine sein. Wir werden morgen über alles sprechen."
Als sie den Thronsaal verließen, seufzte Kheru schwer. Bakaris Ohren hingen schlapp herunter. "Haben wir das richtige getan?" Fragte er in die Runde. "Ich weiß es nicht," gab Nubia zur Antwort. "Aber wir haben verhindert, dass die Allianz mit den Drachen vernichtet wird bevor sie überhaupt beginnt. Ich wünschte nur, es hätte eine andere Lösung gegeben. Vielleicht wäre es besser, die beiden überwachen zu lassen, dachte sich Kheru. Amris letzte Worte spukten ihm im Kopf herum. Unsere Zeit wird kommen. Er wurde das Gefühl nicht los, dass es mehr als eine leere Drohung gewesen war. Hätte er nur gewusst, wie Recht er mit dieser Annahme hatte.
1: Apep ist ein anderer Name für Apophis