Kapitel 3
#4 of Crossing Paths
Eine Geschichte, über das wiedersehen meiner beiden Charaktere, Avis Jay und Frederic Blake, die mein Freund DragoMikh für mich schreibt.
Schaut gerne auf seine Website vorbei:https://www.dragosgallery.com/
Sonntag Morgen. 9:00. Die Zimmertür wurde eingetreten und eine Spezialeinheit stürmte das Zimmer im Erdgeschoss des Wohnheims. So fühlte es sich auf jeden fall an, als die Tür aufgerissen wurde und Markus in den Raum stürzte, ein breites Grinsen auf dem Gesicht. "Was ist mit deinem Auto passiert?!" Avis schreckte hoch. Verwirrt starrte er den Rotfuchs an, der vor ihm Stand. "Marcus? Was machst du in unserem Zimmer?" murmelte Avis. Tim hatte sich von all dem nicht stören lassen und schnarchte weiter vor sich hin. "Wie hast du überhaupt die Tür aufbekommen?" Doch Marcus ließ sich nicht vom Thema abbringen. "Hast du die Personalien der Person? Seine Versicherung?" Immer noch von diesem Überfall mit Verhör geschockt stammelte Avis "Nnnein..." vor sich hin. "Warum vergessen die Leute immer die einfachsten Sachen. Also Anzeige gegen unbekannt. Kannst du den Täter wenigstens beschreiben?" Langsam wurde Avis wach. Er hatte anscheinend gestern vergessen die Tür zu verschließen. Es war bekannt, dass die Zimmertüren mit den Richtigen Tricks leicht aufzubekommen sind, wenn sie nicht Richtig abgeschlossen waren. Trotzdem war es höchst seltsam, dass jemand eine Tür knackte, um den dahinter friedlich schlafenden Rechtlich zu beraten. Auf der anderen Seite war es Markus, in der Richtung war ihm vermutlich fast alles zu zutrauen. Ein weiterer Grund, warum Avis sich sicher war, dass der Fuchs es später im Berufsleben entweder weit bringen, oder sehr schnell im Knast landen würde. Vielleicht auch beides. Doch jetzt war es Zeit seinen Enthusiasmus zu bremsen. "Erstens begehst du gerade Hausfriedensbruch und zweitens, ist die Sache bereits geklärt." Das Grinsen auf Markus gesicht verschwand. "Oh... schade. Tschuldigung wegen der Störung. Ihr solltet die Tür wirklich abschließen. Bei dem Ramen bekomm ich die sogar einer Kralle auf." Dabei spielte er mit der langen Kralle seines Zeigefingers. "Danke für den Tipp" murmelte Avis, bevor sich zurück in das Kissen des Bettes falle ließ. Markus stand noch ein paar Sekunden etwas planlos im Raum. Er hatte sich auf ein bedeutend längeres und ausführlicheres Gespräch vorbereitet. Schließlich entschied er, dass er hier wohl nicht gebraucht wurde und verließ das Zimmer. Die Tür fiel mit einem Klacken ins Schloss. Augenblicklich wurde es Still in dem kleinen Zimmer. Naja, so Still wie es in einem Raum mit einem schnarchenden Tiger werden konnte. Doch Avis merkte, wie er sich langsam daran gewöhnt hatte und es ihn kaum noch störte. Im Gegenteil, irgendwie hatte das tiefe, gleichmäßige Brummen etwas beruhigende.
Er schlief nicht wirklich. Die Augen geöffnet starrte er gegen die weiße, etwas fleckige, Decke des Zimmers. Doch das Unweigerliche aufzuschieben auch keine Lösung war. Er tastete auf seinem Nachttisch nach seinem Handy. Unter einigen Seiten VWL Aufschrieben fand er das flache Gerät. Der helle Bildschirm blendete seine Augen, die sich an das Zwielicht des Zimmers gewöhnt hatten. Erst nach einigen Sekunden, konnte er auf dem Bildschirm etwas erkennen. "1 Verpasster Anruf von Frederic Blake" "1 Neue Nachricht von Frederic Blake" Wer schrieb noch SMS? "Hey, Sorry wegen gestern. Danke fürs Fahren und nochmal Sorry wegen Kollins. Der hat starke Aggressionsprobleme, ist aber sonst ganz OK. Heute Abend Zeit? 20:00 im Top Wing." Avis schickte ein kurzes "OK" zurück. Dann öffnete er das Adressbuch. Seine Kralle schwebte einige Sekunden über dem Eintrag "Zuhause". Er berührte das Glas des Bildschirms. Das Gerät begann zu wählen. Jetzt gab es keinen Weg mehr zurück. Nachdem es drei mal geklingelt hatte, nahm jemand auf der anderen Seite den Hörer ab. "Hallo?" eine piepsige Stimme meldete sich. "Hallo kleiner Bruder" antwortete Avis seinem Bruder Semnis. Auch wenn er ihn nicht sehen konnte, sprach das freudige Zwitschern Bände. Semnis hatte schon immer zu seinem großen Bruder auf gesehen. "Ist einer von den Eltern da?" "Hi Avis!" er machte eine kurze Pause. "Papa und Mama sind grad nicht da, müssten aber gleich zurückkommen." "Dann warte ich kurz. Was macht eigentlich die Schule?" Es gab ein peinliches Schweigen, bevor Semnis mit schüchterner Stimme antwortete. "Ganz ok..." Avis konnte deutlich heraus hören, dass seinen Bruder etwas bedrückte. "Darf ich dir was sagen kleiner Bruder, du bist ein verdammt schlechter Lügner. Also wenn du reden möchtest, ich verpetzt dich nicht an die Eltern. Versprochen." Semnis schien kurz zu überlegen. Um ihn aufzumuntern ergänzte Avis noch: "Ich hab das auch alles durchgemacht." Zögerlich beichtete Semnis seinem großen Bruder: "Ich hab einen Eintrag bekommen." Avis musste lächeln, was Semnis natürlich nicht sehen konnte. Er konnte sich nur zu gut an seinen ersten Eintrag erinnern. Er hatte Frederic ins Gesicht geschlagen. Der Drache hatte dabei einen Zahn verloren. Er hatte ein knappes Jahr eine Zahnlücke gehabt, bis der Zahn nachgewachsen war. Avis hatte sich Wochenlang nicht getraut es seinen Eltern zu erzählen. Er hatte den Brief der Schule verschwinden lassen. Schlussendlich hatte die Klassenlehrerin bei ihnen angerufen. Doch entgegen all seiner Befürchtungen, hatten seine Eltern ihm keine Strafe aufgebrummt, sie waren nur enttäuscht gewesen. Was damals für ihn viel schlimmer war. "Was hast du angestellt?" "Andrea hat mich geärgert. Ich hab sie geschubst, sie ist hingefallen und hat sich die Flughaut eingerissen. Ich wollte das nicht. Ich krig jetzt richtig Ärger oder?" seine Stimme zitterte. "Wie schon gesagt. Ich verpetze dich nicht" versuchte Avis seinen Bruder etwas zu beruhigen. "Doch früher oder später kommt es raus. Es kommt immer raus."
"Aber darf ich mit den Eltern reden, bevor du es ihnen Beichtest? Ist für uns beide Besser." Hoffentlich hatte er recht. "Aber mach sie nicht wütend." "Ich geb mir Mühe." In diesem Moment konnte man im Hintergrund die Haustür hören. "Sie sind wieder da." Avis hörte die Angst in der Stimme seines kleinen Bruders. Dann zwitscherte die Stimme seiner Mutter durch das Haus. "Wir sind wieder Zuhause!" Semnis gab ein erschrecktes Piepsen von sich. "Kannst du mir bitte die Eltern geben?" bittete Avis seinen Bruder. Jetzt war es zu spät aufzulegen. Es dauerte einige Sekunden, bis Semnis sich aus seiner Schockstarre löste. "ok" piepste er leise. Avis konnte ihn durch das Haus trippeln hören. "Hi Mom. Hi Dad." grüßte er die Eltern. "Hallo Kleiner." begrüßte ihr Vater Semnis. "Avis ist am Telefon." piepste Semnis. Jemand nahm ihm das Telefon ab. "Hallo großer Rabe. Wie gehts dir? Was verschafft uns die Ehre, dass du dich mal wieder meldest." es war seine Mutter. "Hi Mom..." Es gab einige Sekunden der peinlichen Stille. "...ich habe ein Problem." "Und schon ist die gute Laune hinüber. Wie können wir dir helfen?" "Ich brauche einen kleinen Vorschuss auf mein Geld für nächsten Monat." Jetzt war es raus. Eine gewisse Last fiel von ihm ab. "Hast du irgendwelche Probleme?" fragte seine Mutter besorgt nach. Bestimmt glaubte sie, dass jemand ihn erpresste oder so. "Es hat nur ein Idiot meine Autoscheibe eingeschlagen." Ok... das klang jetzt nicht sonderlich beruhigend. "Die Sache hat sich aber geklärt." hängte er noch an, klang dabei aber anscheinend nicht sonderlich überzeugend. "Du weißt, dass du immer mit uns reden kannst. Wir finden eine Lösung." "Es ist nichts. Ich brauche nur einen kleinen Vorschuss, für eine neue Scheibe. 120€ und die Sache ist erledigt. Das Geld könnt ihr mir nächsten Monat abziehen." Um seine Mutter zu beruhigen hängte er noch "Es ist wirklich nichts" an. Sie schien noch immer nicht voll überzeugt, doch verstand, dass sie nicht weiter nachfragen sollte. "Ich muss mit deinem Vater reden, wie es diesen Monat mit dem Geld aussieht. Ich kann das nicht allein Entscheiden." "Danke! Wie schon gesagt, das Geld könnt ihr mir nächsten Monat abziehen." Irgendwie würde er es schon schaffen ohne die 120€ zu überleben. Um seine Mutter zu beruhigen und das Gespräch von dem Unangenehmen Thema abzulenken, erzählte er ihr, von Frederic. "Toll dass ihr euch wieder getroffen habt. In der Schule wart ihr unzertrennbar. Wie geht es ihm?" "Anscheinend gut. Er ist von Zuhause ausgezogen und arbeitet jetzt." "Sind seine Eltern nicht Wohlhabend? Aber toll, wenn er sein Leben jetzt selber führt." Sie redeten noch eine Weile, doch die Sorge verschwand nicht vollständig aus ihrer Stimme.
Nach dem Gespräch fiel eine Last von Avis Schultern. Er konnte regelrecht spüren, wie das bedrückende Gefühl der letzten Stunden von ihm abfiel. Die Tür wurde aufgerissen. Tim betrat den Raum. Mal wieder klatschnass, doch diesmal hatte wenigstens er ein Handtuch um. "Auch schon wach?" "Länger wie du. Heute Morgen ist Markus bei uns eingebrochen." Tim ging langsam in Richtung seines Kleiderschranks, den Blick auf dem Boden gerichtet, bedacht auf nichts zu treten, was auf dem Teppich herum lag. "Deshalb schließe ich die Tür immer ab. Solltest du dir auch angewöhnen. Die Schlösser hier sind richtig scheiße." Während er mit Avis redete suchte er in seinem Schrank und der näheren Umgebung nach Klamotten, die er anziehen konnte. Die übliche Kombination aus Jeans und Band T-Shirt würde schon passen. Das Logo der Rock Metal Legenden "Left at the Park" prangte auf der Brust. Avis versuchte nicht einmal die chaotische Muster zu interpretieren und stempelte es einfach als Kunst ab, ganz im Gegenteil zur "Musik" der Gruppierung. Wer dachte, es wäre eine gute Idee gewesen, einen Falken als Frontsänger zu nehmen, muss ein wahnsinniges Genie gewesen sein. Niemand bei klarem Verstand konnte glauben, dass die aggressiven, hohen Schreie auch nur annähernd etwas mit Musik und Gesang zu tun hatten. Doch es gab anscheinend genug Leute die ihm da widersprechen würden, Tim eingeschlossen. Vielleicht lag es auch daran, dass Säugetiere im allgemeinen hohe Töne besser hören konnten wie Vögel. Avis rappelte sich aus dem Bett hoch. Sein Magen knurrte. Nachdem er sich die Kleidung vom Vortag, die noch auf einem Haufen neben seinem Bett lag, übergeworfen hatte, machten er und Tim sich auf den Weg zur Mensa. Dabei kamen sie am Parkplatz des Wohnheims vorbei. Die Plastiktüte vor dem kaputten Fenster flatterte im leichten Wind, der über das Gelände der Hochschule blies. Einige braune Blätter, der hohen alten Bäume tanzten in der Luft, getrieben vom Laubbläser des Hausmeisters. Der alte Dachs trug das schwere Gerät auf dem sichtbar krummen Rücken und blies das Laub zu einem größeren Haufen zusammen. Sie hatten den Betonbunker erreicht. Nur wenige Studenten saßen an den Tischen im Außenbereich. Die meisten hatten sich aufgrund der Temperaturen einen Platz im Inneren gesucht. Als sie das Gebäude betraten, schweifte Avis Blick über die anwesenden Studenten. Einer Gruppe aus seinem Wirtschaftskurs winkte er kurz zu, bevor er Zielstrebig auf einen Tisch zu steuerte, an dem Marcus und Terrence saßen. Der Salamander und der Fuchs hatten Tabletts mit Essen vor sich stehen, dass beide noch nicht angerührt hatten und waren in ein intensives Gespräch vertieft.
Tim legte seine Jacke auf den Platz neben Terrence, dabei schnappte er einige Fetzen ihres Gesprächs auf. "...du willst das wirklich durchziehen?" "Klar, dass wird ein witziges Ding." antwortete Marcus leise. "Das ausgerechnet du auf so eine Idee kommst." "Ich bin der einzige, der auf eine so geniale Idee kommen kann..." Er hatte Tim und Avis bemerkt. Nach dem ersten Schreck, breitete sich ein Grinsen auf seinem Gesicht aus. "Was auch immer ihr gehört habt, sagt es niemandem weiter. Ihr werdet es früh genug sehen, zusammen mit all den anderen." Avis schaute Terrence fragen an, doch dieser erwiderte nur "Ich sage nichts. Das musste ich Marcus vertraglich zusichern." Marcus machte mal wieder keine halben Sachen. Avis Magen knurrte und er entschied, dass weiter da zu Sitzen und zu versuchen etwas aus Marcus heraus zu bekommen (was nahezu unmöglich war), oder Terrence zum Vertragsbruch zu bewegen (was vermutlich nicht ganz so schwierig war, er dem Salamander jedoch nicht antun wollte). Er stand auf, wobei er seine Jacke auf dem Platz zurück ließ und machte sich auf den Weg in Richtung des Buffets. Tim war vor ihm in der Schlange und bediente sich bereits großzügig an Rührei, Bacon und Frühstücksfleisch. Avis entschied sich für sein übliches Müsli. Als sie zum Tisch zurück kehrten, beendeten Marcus und Terrence ihr Gespräch, noch bevor sie mehr von dem verschwörerischen Plan mitbekommen konnten. Nachdem sie sich gesetzt hatten, sprach Avis Terrence an. "Also Terrence, du schuldest mir noch etwas. Heute Abend wäre eine gute Möglichkeit diese Schuld zu begleichen." Marcus ermunterte den Salamander zusätzlich. "Als dein Rechtlicher Beistand empfehle ich dir, dieses Angebot anzunehmen, jedoch deinen Rechtlichen Beistand ebenfalls mitzunehmen, für den Fall, dass dieser finstere Geselle dich weiter erpressen möchte." Terrence wirkte von der Idee nicht abgeneigt. "Klar, warum nicht. Wann und wo?" "20:00 im Topwing" "Den Laden gibts noch?" folgte prompt die Gegenfrage. Gab es einen Grund, dass niemand glauben konnte, dass die Bar so lange überlebt hatte? Ja gut, es hatte da mal diesen Zwischenfall gegeben, aber seitdem hatten die Besitzer viel getan, um die Reputation des Ladens wiederherzustellen. "Ja und er hat sich stark verbessert. Neuer Besitzer, neues Personal, NEUER KOCH. Ist jetzt fast n Geheimtipp" antwortete Avis. "Naja, sollte einer von uns sterben, haben wir unseren möchtegern Anwalt, der daraus bestimmt gut Profit schlagen kann." Terrence zwinkerte Marcus zu, der als Antwort nur ein breites Grinsen zog. "Kommst du eigentlich auch mit?" die Frage ging an Tim, der das Gespräch bisher schweigend verfolgt hatte, während er sich über die gewaltige Portion Rührei hermachte. Es dauerte ein paar Sekunden, bis er gekaut und runtergeschluckt hatte. Trotzdem hingen noch einige Fetzten zwischen seinen langen Zähnen. "Mal schaun" murmelte er vor sich hin. "Hey komm! Du hast schon die letzten Male gefehlt. Wir geben dir auch einen aus." Terrence schien protestieren zu wollen, doch Marcus stieß ihm seinen Ellenbogen in die Rippen. "Als dein Rechtlicher Beistand muss ich dir in dieser Situation davon abraten, zu widersprechen." Er grinste die anderen beiden an.
Um 19:30 saßen sie zu viert in Avis Auto. Die Plastiktüte flatterte noch immer im Wind. Irgendwann in der nächsten Woche, würde er das Fenster reparieren lassen, doch jetzt musste das Provisorium noch halten. Marcus und Terrence saßen auf der Rückbank, Tim auf dem Beifahrersitz. Der Tiger hatte den Kopf zur Seite gelegt, um in dem kleinen Auto Platz zu finden. Trotzdem kratze sein Ohr an der Stoff bespannten Decke. Aus dem Radio dröhnte das neuste Album von Avis Lieblingsband. Nach einer kurzen, wenig ergiebigen Diskussion, hatte er als Fahrer entschieden und die anderen haben das, zum Teil etwas widerwillig akzeptiert. Er setzte den Wagen langsam zurück und sie verließen das Gelände der Hochschule in Richtung Innenstadt. Marcus stichelte weiter gegen den armen Terrence, der, so weit wie möglich, auf dem Sitzt zusammengesunken war und sichtlich genervt nach vorne starrte. Schon aus der Ferne, sah Avis die lange Autoschlange die im Schneckentempo durch die Stadt kroch. Er reihte sich am Ende der Reihe, die in Richtung Stadtzentrum führte. Marcus hatte inzwischen angefangen, Andeutungen zu dem großen Ding zu machen, dass er und Terrence planten. Terrence schwieg. Der Salamander hatte seinen Kopf gegen die Scheibe gelehnt und starrte hinaus auf die Stadt. Es hatte begonnen zu regnen. Dicke Tropfen liefen das Glas hinunter. Die Schlieren, die sie hinterließen, verzerrten die Außenwelt. Lichter, wie Ampeln, Autoscheinwerfer und Reklamen vermischten sich zu einem Farbenmeer. Marcus brauchte einige Sekunden, um zu bemerken, dass er ihm nicht mehr zuhörte. Er versuchte mit ein paar ominösen Andeutungen seine Aufmerksamkeit zurück zu erlangen, doch als Terrence auch darauf nicht reagierte, verstummte Marcus. Augenblicklich wurde es still in dem kleinen Auto. Die leisen Geräusche der Außenwelt wurde größtenteils durch das Trommeln der Regentropfen auf der Karosserie übertönt. Avis warf einen Blick auf die Ziffern der Uhr im Armaturenbrett. 19:53. Sie würden auf jeden Fall zu spät kommen. An der nächsten roten Ampel kramte er sein Handy aus der Tasche hervor. Schnell tippte er eine Nachricht an Frederic. Gerade als er auf Absenden drückte, ließ ihn die Hupe, des Autos hinter ihnen, zusammen fahren. Sein Handy flog einen kleinen Bogen und landete zu Tims Füßen. "Kein Handy am Steuer!" kam das Kommentar von der Rückbank. Avis legte den Gang ein und fuhr, unter wiederholtem, aggressivem Hupen des Hintermanns, an. Während sie sich einen Weg durch den Verkehr bahnten, versuchte Tim das Handy aus dem Fußraum zu fischen. Doch Aufgrund seiner Statur, erwies es sich als kein leichtes Unterfangen, weswegen er es nach einigen Versuchen aufgab. Zehn Minuten später rollten sie in die Tiefgarage unter dem Gebäude, in dem sich auch das Topwing befand. Avis quetschte sein Auto in eine kleine Lücke, am hinteren Ende und stellte den Motor ab. Nachdem Tim ausgestiegen war, was in der Enge der Tiefgarage eine weitere Herausforderung dargestellt hatte, konnte Avis sein Handy endlich aus dem Fußraum fischen. Um 20:12 stiegen sie die Treppen zur Straße hinauf. Während sie die letzten Meter zur Bar zurück legten, hielt Avis nach Frederic Ausschau. Doch bevor er den Drachen erblickte, fiel ihm eine andere massige Gestalt ins Auge, die an einem Tische vor dem Laden saß. Der Betreiber hatten Schirme gegen den Regen aufgespannt, dennoch saßen die meisten Gäste im Innenraum der Bar. Als die vier sich dem Käfer näherten, bemerkte Avis eine kleinere Gestalt, die neben ihm saß. Der schlanke Körper verschwand fast komplett unter dem muskulösen Arm, den Bruce um ihn gelegt hatte.